„Welche sind deine besten 5 Fotografie Tipps, um gute Fotos zu machen?“
Zu diesem Blogpost hat mich der genau dieser Gedanke inspiriert. Was würde ich jemandem kurz und knapp empfehlen, der gute Fotos machen will? Was sollte man sich bei jedem Shooting auf jeden Fall im Hinterkopf behalten?
Herausgekommen ist eine Reihe von Tipps, die ich mir selbst über viele Jahre angeeignet habe. Natürlich gibt es noch viele weitere Aspekte. Diese sind aber die wesentlichen Dinge, auf die ich bei Shootings achte.
Folge dem Licht
Das richtige Licht ist alles. Selbst Leute, die eigentlich nicht aktiv fotografieren, sondern nur ein kurzes Selfie von sich machen wollen, suchen es. Oft zieht es sie deshalb ans nächste Fenster. Dort ist bereits ein einfacher, aber effektiver Lichtaufbau vorhanden. Eine Lichtquelle, die meistens gleichmäßig diffus aus einer Richtung kommt. Das ist es eigentlich, worauf man sich anfangs, aber auch lange Zeit später immer wieder zurückbesinnen sollte. Mit gutem gerichteten Licht lassen sich auch gute Fotos machen.
Die Situation mit dem Fenster ist natürlich nur ein einfaches Beispiel. Je nach Erfahrung können auch komplexere Situationen gesucht werden. Aber auch später können die einfacheren Setups oft die besseren sein.
Folge also dem Licht, bis du eine passende Situation vorfindest. Am besten wo ein nicht zu hartes Licht gleichmäßig aus einer Richtung kommt. Hier eine kurze Checkliste:
Mit diesem E-Book fotografierst du Schritt für Schritt lebendige Porträts
Eigenwerbung
- Vermeide hartes Sonnenlicht
- Suche (halb)schattige Plätze
- Überlege, zu welcher Tageszeit das Licht am besten zu deinem Vorhaben passt
- Finde interessante Schatten (zur Bildgestaltung)
Natürlich kann man das Shooting mit etwas Erfahrung auch ins harte Sonnenlicht verlagern. Dabei muss man aber extrem auf unvorteilhafte Schatten im Gesicht achten. Dazu gehören z.B. Augenringe in der Mittagssonne oder der klassische „Sonnenbrillen Effekt“ der auftritt, wenn die Stirn einen Schatten über die Augen wirft.
Der richtige Blickwinkel
Fotografiere nie einfach nur auf Augenhöhe geradeaus. Außer du bist ein Tourist. Wenn du andere Fotos machen willst, musst du auch andere Blickwinkel einnehmen. Generell kann man sein Model auf Augenhöhe fotografieren. Achte aber dann darauf, wie du die Kamera neigst. Schon ein paar Grad können hier eine komplett andere Bildwirkung ausmachen.
Trotzdem ist auf Augenhöhe nicht immer das beste. Geh in die Hocke, leg dich auf den Boden. Vielleicht liegt auch dein Model auf dem Boden und du fotografierst senkrecht von oben nach unten. 90° Winkel können an sich schon funktionieren. Allerdings kannst du dann keinen „dynamischen“ Effekt erzeugen, der z.B. mit Linien zu einem Fluchtpunkt hin hervorgerufen wird.
Bei einem rechten Winkel kommt es dann wirklich auf den richtigen Anschnitt der Szene an: Die Komposition.
Weiterführender Artikel:
Fotografie Perspektiven: 4 Regeln um den besten Blickwinkel für Portrait Bilder zu finden
Dem Motiv einen Rahmen geben – die Komposition
Von wo bis wo soll dein Ausschnitt der Realität gehen, den du gleich einfangen wirst? Das ist eine sehr wichtige Frage. Welche Formen kommen darin vor? Welche Linien? Womit kann man spielen?
Ein beliebtes Schema ist für Anfänger oft: Der goldene Schnitt. Das bedeutet grob gesagt, dass das Foto in Drittel aufgeteilt wird und sich z.B. die Person auf eine der Linien befindet. Das ganze muss aber nicht sein. Es gibt noch andere Kompositionen bzw. Aufteilungsmöglichkeiten.
Welche die besten Möglichkeiten hierfür sind, beschreibe ich mit 7 simplen Regeln in meinem Beitrag über die besten Fotografie Kompositionen.
Ich selbst (und aktuell auch viele andere) bedienen sich der Zentralperspektive. Vor allem mit einem leichten Weitwinkel Objektiv im Bereich von 24mm – 40mm erhält man einen interessanten Effekt, wenn man das Model in der Mitte platziert. Zudem waren auch die ersten Porträt Objektive auf ein Motiv in der Mitte ausgelegt. Das kommt daher, weil die Schärfe in der Mitte am höchsten war und auch keine Vignette gestört hat.
Man kann die Person für ein Porträt also durchaus in der Mitte platzieren, dann sollte man sich aber genau überlegen, in welchem Winkel oder mit welcher Brennweite man fotografiert. Ansonsten kann das ganze schnell zu starr wirken.
Ich finde, der goldene Schnitt ist ein guter Anhaltspunkt für den Anfang, allerdings kann man mit etwas Gespür auch zwischen den Drittel-Linien arbeiten und neue Wege gehen.
Weiterführender Artikel:
Fotografie Bildkomposition: 7 simple Regeln für geniale Portrait Bildgestaltung
Du belichtest – und nicht deine Kamera
Viele Leute überlassen der Kamera den Job der Belichtung. Und gerade am Anfang vor allem noch unbewusst. Das muss aufhören! Die Kamera ist ein Computer, der das Foto so belichtet wie er „denkt“ das es gut aussieht. Am Ende sollen es aber Menschen cool finden und kein Computer.
Man sollte deshalb zwingend im manuellen Modus fotografieren und die Kontrolle zurückerlangen. Vorausgesetzt sind natürlich Grundkenntnisse über Verschlusszeit, ISO und Blende. Die wirst du aber hoffentlich schon haben, wenn du diesen Blog liest.
Oft entstehen verschiedene Stimmungen erst durch eine Unter- oder Überbelichtung. Ich denke dabei z.B. an mysteriöse Fotos im Wald, die später durch eine Unterbelichtung und das entsprechende Colorgrading eine ganz eigene Wirkung bekommen. Oder Fashion Aufnahmen, die durch eine Überbelichtung später besonders „clean“ wirken.
„Das kann ich doch auch noch in der Nachbearbeitung machen“
Das stimmt leider nicht immer. Das kommt daher, da auch das Thema „ausgebrannte Lichter“ oft zu schaffen macht. Stellen, die komplett weiß sind, sind oft auch in der RAW Konvertierung nicht mehr zu retten. Mit abgesumpften Schwarzwerten dagegen komme ich besser zurecht. Oft bleiben diese sogar absichtlich im Foto – wenn auch mit vermindertem Tonwertumfang.
Deshalb belichte ich öfter z.B. bei extremen Situationen wie hartem Sonnenlicht etwas unter. So dass man keine extrem ausgebrannten Stellen hat. Es geht neben einer vordefinierten Stimmung bei der Belichtung auch schon um einen technischen Hintergrund.
Mit einer relativen Unter- oder Überbelichtung einer Programmautomatik kann man das natürlich auch erreichen. Aber bevor man mühseelig einstellt, um wie viele Drittel das Foto unter- oder überbelichtet wird, kann man auch gleich im manuellen Modus einmal die Belichtung einstellen, dass es für das Auge „richtig“ aussieht und loslegen.
Das Spiel mit der Schärfe – das Foto stufenweise aufbauen
Du hast vielleicht schon den Tipp vermisst so etwa wie „Spiele mit der Blendenöffnung„. Ein vollkommen wichtiger Aspekt. Denn in dem Moment, in dem man auf den Auslöser drückt passiert folgendes:
Man bannt eine dreidimensionale Szene auf einen zweidimensionalen Sensor
Man hält eine Szene, die man gerade dreidimensional sieht auf einem zweidimensionalen Foto fest. Der einzige Weg, Tiefe abzubilden ist die Unschärfe über eine hohe Blendenöffnung (Und natürlich Blickwinkel und Komposition). Wie nutzt man diesen Effekt nun optimal aus, dass man eine lebendige Wirkung von Tiefe ins Bild bekommt?
Ganz einfach: Man baut das Foto und dessen Komposition in verschiedenen Ebenen auf. Es gibt auf Fotos mit viel Tiefe oft einen Vorder-, Mittel- und Hintergrund. Mittel und Hintergrund macht man eigentlich schon oft „ausversehen“. Man stellt eine Person hin und stellt auf diese scharf. Das nennen wir einfach einmal den Mittelgrund. Der Hintergrund ist außer Fokus und unscharf.
Wo ist nun aber der Vordergrund? Hierfür muss man vor Ort etwas genauer hinsehen und das Model einbringen. Ein einfaches Beispiel wären Blätter oder Sträucher, die im Vordergrund, genauso wie der Hintergrund, unscharf im Bild sind. Eine Art „Störer“, der außer Fokus im Vordergrund liegt.
Das gibt dem ganzen eine weitere Ebene und das Foto wirkt tiefer. Es muss natürlich nicht bei diesen drei Ebenen bleiben. Bei einem richtigen Feld hat man oft mehr als nur eine Ebene im Vordergrund und diese werden nach und nach zum Mittelgrund hin immer schärfer.
Wenn dich interessiert, mit welcher Technik das gezeigte Portrait mit den Farbstörungen entstanden ist, will ich dir mein Video über das Glasprisma empfehlen:
Wenn das Video interessant war, würde ich mich über ein Kanalabo freuen. So verpasst du auch kommende nützliche Tutorials nicht.
Weiterführender Artikel:
Wie du Tiefenunschärfe auch ohne Blende kontrollierst und lebendig einsetzt
Fazit: Gute Fotos machen
Dies waren meine wichtigsten Teilaspekte, die ich bei einem Shooting immer im Hintergrund habe:
- Gutes Licht finden
- Der richtige Blickwinkel
- Eine Komposition erarbeiten
- Das Foto selbst manuell belichten
- Mit Bildebenen spielen
Präge dir diese 5 Punkte ein und wende sie in deinen nächsten Shootings an. Das ganze geht natürlich nicht von heute auf morgen. Die Punkte zu kennen ist eine Sache. Sie wirklich anwenden zu können wieder eine komplett andere. Für weitere nützliche Informationen zu diesem Thema empfehle ich dir meinen kompletten Ratgeber zur Portraitfotografie.
Ergänzend zum Fotografieren spielt natürlich auch die Nachbearbeitung mittlerweile eine extrem wichtige Rolle. In meinem Farben Meistern Videotraining (Eigenwerbung) zeige ich dir Schritt für Schritt, wie du einfach stimmungsvolle Bearbeitungen und Farben in Lightroom erstellst.
Fotografieren ist eigentlich immer ein Experiment. Ein Experiment, bei dem viele verschiedene Dinge mitwirken. Dazu gehört neben den angesprochenen Punkten natürlich noch weiterführend das Model und Posing, die Location und bei konzeptionellen Fotografien auch eine entsprechende Foto Idee.
Tipp: Beim Thema Experimentieren komme ich nicht darum, dir zu empfehlen dich einmal mit der analogen Fotografie auseinander zu setzen. Dieses haptische Arbeiten mit Film und einer alten Kamera fördert die Kreativität ungemein. Hier geht es nicht darum, pro Minute 30 Bilder zu schießen. Sondern in 5 Minuten ein gutes. Es entschleunigt angenehm den Fotografen Alltag und lädt zum Ausprobieren ein.
Was mir aber mindestens genauso wichtig war: Seit ich mich ein Jahr lang intensiv mit dieser Art von Fotografie auseinander gesetzt habe, hat sich auch mein Mindset völlig verändert. Besonders im Bezug auf Nachbearbeitung und wie man die Fotografie betrachtet. Seitdem probiere ich öfter Fotos zu machen, die einfach ehrlicher sind. Nicht nur gestellte auf Hochglanz retuschierte Fotos, sondern authentische Aufnahmen vom Leben.
Deshalb empfehle ich jedem dringend, es auch einmal auszuprobieren. Auch im analogen Bereich kann man die 5 Tipps anwenden und nach und nach verinnerlichen. Bald wirst du selbst herausfinden, was dir bei deiner Art der Fotografie am wichtigsten ist.